Das ist, so fürchte ich, einiges. Künftig ein Wörtchen mitreden auf jeden Fall. Was a, sein gutes Recht und b, überfällig ist.

Aber hallo, geht’s noch?!
Sehr gut, danke der Nachfrage. Ihnen auch?

Es ist doch so: Vor 500 Jahren veränderte der Buchdruck die Welt. Insbesondere durch die Verbreitung und Vervielfältigung von Wissen. Heute tut das Internet dasselbe. Nur radikaler. Weil global, weil um Welten schneller, weil egal wann, egal wo, alles stets zur Hand ist und zur Verfügung steht, jeder mit jedem kann, aber keiner muss. Dafür jeder, der will, fast alles in Erfahrung bringen kann, in Umlauf sowieso. Will heissen unter die Leute und damit dorthin, wo Sie mit Ihren Angeboten wohl gerne wären ­– vermutlich aber nur im Ansatz sind. Wenn überhaupt …

Das sind die Fakten.
So läuft der Hase.
Und dennoch läuft es in der Praxis anders.

Stellen Sie sich hierfür einen Raum vor. In diesem Raum steht ein Tisch. An diesem Tisch finden Gespräche statt. Hier werden Ideen ausgetüftelt, Produkte entwickelt, Slogans kreiert, Absatzkanäle definiert, Termine festgelegt, Preise kalkuliert und so weiter und so fort. Daran beteiligt sind Unternehmer, Investoren, Produzenten, Konstrukteure, Lieferanten, Detailhändler, Analysten, Strategen, Werber und, logisch, die Medien. Im grossen Ganzen also alle – bis auf einen, nämlich den, um den es letztendlich geht. Den Kunden – der sitzt wartend vor Tür.

Na ja, sagen Sie, das war schon immer so!
Ja, das stimmt.
Bis gestern lief das so und das auch ziemlich gut.
Nur: gestern ist passé.

Ob das auch anders geht?
Aber ja doch. Allemal.
Im Prinzip geht es nur anders!

Indem der Konsument an ebendiesen Tisch geholt wird beispielsweise. Er sich dadurch erwünscht, ernstgenommen, verstanden und wertgeschätzt fühlt. Weil er sich, bei dem was er erstehen, benützen, liebhaben und weitersagen soll, einbringen kann. Was ja, denkt man genauer darüber nach, nicht nur logisch ist, sondern auch formal korrekt wäre.

Wo kämen wir da hin, fragen die Skeptiker, und was hätten wir davon?

Möglicherweise zu einer Geschäftsbeziehung auf Augenhöhe. Inklusive einer Differenzierung zum Wettbewerb und einer insgesamt höheren Identifikation mit dem Unternehmen. Geben die zur Antwort, die begriffen haben, dass gestern vorüber ist und heute auch nur von kurzer Dauer. Wahrscheinlich eine deutlich geringere Flop-Rate. Erwidern jene, denen ein Vögelchen gezwitschert hat, dass Erzeugnisse, die sie als das totale Must-have erachteten, aus Kundensicht ganz schön bedeutungslos sind. Aber so was von …

Oh nein, ich bin keiner, der findet, man müsse alles komplizieren und alle Welt um seine Meinung fragen. Allerdings ich bin einer, der denkt, dass der, der bereit ist, für etwas Bestimmtes, Geld in die Hand zu nehmen, ebenfalls am Tisch sitzen soll, um bei der Ausgestaltung der Leistungen an sich selbst ein Wörtchen mitzureden. Ich bin sogar einer, der es für richtig hält, wenn der Besagte dabei nicht nur Konversation macht, sondern sich fleissig am Schöpfungsprozess beteiligt.

Sie wollen Beispiele zu diesem Mitmach-Marketing-Gedanken?
Aber sicher, noch so gerne.
Ab hier sind sie nur ein Klick davon entfernt: Tchibo, SBB, Lego, oder DHL.

Apropos Mitreden: Wer seinen Senf zu etwas gibt, übernimmt, logisch, Verantwortung. Nicht nur, weil das von ihm erwartet wird, sondern weil er will. Und einen der will, soll man machen lassen. Unterm Strich bewegt der mehr als eine Handvoll, die müssen. Aber das ist eine andere Geschichte und diese hier wollen wir für heute beenden.

9. Dezember 2020